Da sind wir weitgehend einer Meinung.
Das Problem ist, dass sich "die Leute" nicht nur bei der Messerabwehr nicht auskennen, sondern auch beim gesamten Verhalten innerhalb einer Gewaltszene. Für die allermeisten Opfer ist so ein Szenarium absolut einmalig und wird es auch bleiben. Das ist eben auch der Grund dafür, warum die Statistik so ist, wie sie ist. Im Übrigen möchte ich auch darauf hinweisen, dass selbst Kampfsportler Opfer von Gewalttaten werden! Dazu gibt es einen sehr aufschlussreichen Thread in einem großen Kampfsportforum.
Es geht hier ja um die Strategie "Flucht" als Mittel. Ich habe ja schon beschrieben, wer eigentlich die größte Opfergruppe ist: Ungeübte, ältere, bzw. weniger Wehrfähige. Ich möchte in diesem Kontext auf eine Sache hinweisen, die als Alternative m. E. noch nicht richtig eingeordnet wurde: Meine Aussage, nicht zu flüchten und sich zu stellen bedeutet der Logik nach - und genau das vertrete ich - das zu nehmen, was man bekommt. Niemanden rate ich dazu, dann sofort und unüberlegt loszulegen und drauf los zu prügeln. Das möchte ich mal grundsätzlich klarstellen, weil meine bisherigen Aussagen ja die waren, sich dem (Kampf) zu stellen, wie es kommt.
Wenn man sich stellt, bedeutet es demnach nicht immer gleich, dass auch ein Kampf stattfindet bzw. stattfinden muss. Wenn man - so wie Drax es erklärte und wie ich - nicht flüchten kann und man weiß, dass die Zielgruppe derer, die genau das aus den unterschiedlichsten Gründen eben auch betrifft, sehr groß ist (sogar die Masse), dann erwarte ich, dass sich dieser Fakt auch irgendwie in den Strategien der Selbstverteidigung spiegelt. Tut es aber nicht. Daher versuche ich genau auf diesen - aus meiner Sicht - "Missstand" hinzuweisen und diesen möglichst intensiv zu besprechen.
Noch einmal: Wenn man nicht flüchten kann bedeutet es gleichfalls nicht, dass die einzige Möglichkeit jetzt der Kampf ist. Es bedeutet nur, dass man sich dem Täter und dem, was durch ihn geschieht, stellen muss - im schlimmsten Fall also der Kampf. Wenn ich genau dieses Szenarium - also den GAU - in meinem Training trainiert habe, weiß ich zumindest um meine Chancen und meine Grenzen. Alles, was kein Kampf ist, ist besser für mich (siehe die Nummer mit der 2. Geldbörse).
Traurige Wahrheit ist allerdings, dass nur sehr wenige Menschen in Deutschland überhaupt einen Kampfsport bzw. eine Kampfkunst trainieren, wobei der Deutsche Judobund die meisten Menschen unter sich vereint. Bedeutet: Die meisten Menschen (potentiellen Opfer) haben weder ein Wissen über die strategischen Möglichkeiten gegen ein Messer, noch kennen sie alternative Möglichkeiten, wie die Sache mit der 2. Geldbörse. Die meisten würden zur Flucht neigen, was einerseits mit den in den Medien gestreuten Informationen zu tun hat, andererseits mit einer evolutionär-bedingten Reaktion (Fluchtreflex). Nicht zu flüchten ist eben auch nicht immer einfach...